Finanzkrise: Fluch oder Chance?

Täglich finden wir in den Medien Prognosen und Analysen zu den aktuellen Entwicklungen im Bereich Wirtschaft und Finanzen. Die Frage, ob es nun aufwärts geht oder wir nur auf einer Blase leben wird kontrovers diskutiert. Tatsache ist, dass wir überall auf einem kaum vorstellbaren „Schuldenberg“ sitzen. 

Aus biblischer Sicht betrachtet, sehe ich verschiedene Ursachen. Viele Grundlagen und Verhaltensweisen, die unser aktuelles Wirtschaftssystem prägen, bezeichnet die Bibel als Sünde oder als unweise:

  • Kurzfristiges Denken und die Schuldenwirtschaft, mit der wir unsere Kinder bestehlen
  • die Opferung der Familie zugunsten der Wirtschaft
  • die Millionen von Abtreibungen (neben der ethischen und moralischen Fragwürdigkeit auch mit der ökonomischen Folge, dass diese fehlende Generation jetzt nicht arbeitet und konsumiert und auch zum demografischen Problem der nächsten Jahrzehnte beiträgt)
  • erkauftes Wachstum durch unechtes Geld, welches einfach gedruckt wird
  • das Delegieren von immer mehr sozialer und gesellschaftlicher Aufgaben an den Staat, statt selber Verantwortung zu übernehmen (mit der Folge von immer höheren Steuern, höherer Staatsverschuldung)
Man könnte noch viel aufzählen. Zentral ist, dass biblische Werte und Prinzipien aus der Wirtschaft und Gesellschaft entfernt wurden. Ein weltlicher Kommentar einer Bank schreibt: „Europa hat seine geistesgeschichtliche Wurzeln verloren, frönt der Hybris der Machbarkeit und scheitert nun an der Beschränktheit von Mensch und Institution. Wenn wir die Anspruchsmentalität nicht ablegen, werden wir verlieren.“ Oder Prof. Guptara schreibt: „Jede Elite, die die Bibel, moralische Werte und Gott ablehnt, wird ihre Nation oder die Welt in die Krise stürzen. So ist z.B. die Feindesliebe das Einzige, was Demokratie möglich macht. Deshalb ist es notwendig zu betonen, was die Bibel über Wirtschaft und Politik lehrt“.

Wir befinden uns nicht einfach in einer wirtschaftlichen Krise, sondern stehen früher oder später vor einem ökonomischen „Reset“. Die Frage ist nun, was wir Christen damit machen. Zitat James Featherby: „Wenn wir die Wirtschaft und das Finanzwesen verändern wollen, müssen wir als Gesellschaft unser Denken verändern. Wir haben das früher bereits gemacht: In der Reformation im 16. Jahrhundert und in der Aufklärung im 18. Jahrhundert. „No lesser change is needed now“ (Keine kleinere Veränderung ist jetzt notwendig).“

Auf die aktuelle Situation können wir mit Angst, Resignation oder Rückzug reagieren oder wir können sie als Chance sehen, welche Gott gebrauchen wird – auch, um uns Christen aufzuwecken und herauszufordern die Menschen zu lieben und Antworten zu geben.

Der Weg aus und ein Bestehen in der Krise ist daher nur über eine Rückkehr zu den biblischen Prinzipien für Gesellschaft und Geschäftswelt möglich, die gegründet sind in der Abhängigkeit und Beziehung zu Gott. Den Grundwert hierfür finden wir im „grössten Gebot“, das Jesus uns lehrt: Gott und deinen Nächsten zu lieben wie dich selbst! (Matth. 22,36-40). Weiter ist entscheidend, dass wir uns bezüglich unserem Besitz als Verwalter und nicht als Besitzer sehen, dass wir Gott als Versorger vertrauen und dass wir unsere Zufriedenheit nicht abhängig von unserem hohen Lebensstandard machen.

Lasst uns nicht mit Angst reagieren, sondern lokal Verantwortung für die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialen Probleme übernehmen. Zum Beispiel indem wir Arbeitsplätze schaffen, soziale Aufgaben übernehmen, Menschen fördern und entwickeln, nach Gottes Grundsätzen investieren etc. Wir als Christen sind auch aufgefordert, uns vom Individualismus abzuwenden, zusammenzurücken, Gemeinschaft zu pflegen, Leben zu teilen, einander zu helfen. Wenn wir uns in all den Wirren dieser Zeit ausstrecken nach Gottes Werten und Lösungen und seinem frischen Reden zu uns, sind wir in der Lage, den Herausforderungen Europas getrost ins Auge zu blicken, sie als Chance zu betrachten und mutig voranzugehen.

Stefan Jakob

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